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Tsering Nyandak ­ ein zeitgenössischer Künstler aus Tibet

Raum für Symbole Tsering Nyandak
24 febrero 2006

Diese Ausgabe

Inhaltsverzeichnis


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Leben und Tod, Feuerrot und Nachtblau, aufrecht und in der Waage ­ wiegend, erdige satte Töne: Die Bilder faszinieren. Fleischige Frauenkörper, die sich gebärfreudig dem Betrachter öffnen. Körper über- und ineinander gelegt. Ein Kreis der ewigen Wiederkehr. Mondweiße Frauen im Glanze der Seen. Ein friedliches Mädchen am Spinnrad. Das Volk in der dunklen Gasse unter einem Himmel, der bunte Märchengestalten formt, Chagalls Welt.

Symbolistisch, expressionistisch ­ der Elemente sind viele in Nyandaks Werken. Sie sind weder auf eine mystisch-religiöse Sphäre zu reduzieren, noch spiegelt sich in ihnen der reine Wille zum Ausdruck.

Zu allererst packt einen die Farbintensität. In Bild Nr.15 sind dies feurige Orangetöne, die an den Rändern schwefelgelb anlaufen, l´arrière plan für die graubraunen Konturen menschlicher Körper. Vier Körper bilden den Umriß eines Rechtecks. Sie befinden sich jedoch auf verschiedenen Ebenen. Zuvorderst, parallel zum unteren Bildrand, liegt etwas wolliges, felsiges, dessen menschliche Gestalt nur schwer erkennbar ist. Weiter hinten im Raum, in der rechten Hälfte des Bildes sitzt ein Kind, das, wie aus dem Ei geschlüpft, noch keinerlei Formung besitzt. Das vermeintliche Ei, direkt hinter dem Kindeskörper, stellt den Planeten Erde dar. Er ist frei im Raum gleich jenem Skelett, das im oberen Feld über Erde und Kind schwebt. Von diesem aufgebahrten, toten Körper hängt wie zufällig und doch bedrohlich lebendig ein Arm herab und nimmt Verbindung zu einem vierten Körper auf, der sich jedoch am Raum bemessen auf einer dritten Ebene befindet. Dieser Körper existiert in der Vertikalen, ohne daß sein Geschlecht auszumachen ist.

Nicht alle Mysterien in diesem Bild sind zu deuten. Sicherlich geht es hier um Leben und zugleich um Tod. Das nackte, unfertige Kind kontrahiert, in gleicher Sphäre, zu einem weiblichen Skelett. Der Planet ruft den Gedanken an ewige Wiederkehr hervor. Im dritten plan dann ein geschlechtsloser Körper, der männlich-weibliche Gegensätze ad absurdum führt, oder vereinigt. Im Mittelpunkt des Bildes aber befindet sich ein kleines schwarzes Dreieck, das unmerklich die unterschiedlichen Elemente sammelt und dem Dargestellten harmonia verleiht, allerdings leicht irritiert durch einen winzigen, gelben Stoffpunkt, der über dem geometrischen Körper liegt. Das felsige, wollige Etwas im Vordergrund jedoch bleibt mir, dem Betrachter, verschlossen, es ruht in sich wie ein Stück unvergängliche Materie. Eine letzte Ebene scheint erst bei genauem Hinsehen auf: In glühenden Farben sind die Umrisse von drei mächtigen Buddhastatuen zu erkennen. Sie bilden die Szenerie vor dem erläuterten Geschehen.

„Ich will die Symbole nicht als Maler interpretieren", sagt Nyandak, „sondern ihnen einfach Raum in meinen Bildern geben, damit sie die Kraft Tibets bzw. die Präsenz Tibets entfalten können."

Tsering Nyandak stammt aus Tibet. Er ist bis auf einige Jahre in Indien dort heimisch geblieben. Im Rahmen der Reihe „Kontrapunkte" ­ einem Forum für Künstler aus Asien, Afrika, Lateinamerika ­ sind seine Werke zur Zeit in der Galerie sphn zu sehen.

Mareike Layer

Tsering Nyandak in der Galerie sphn, Koppenplatz 6, Mitte, Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 12-17 Uhr.

Raum für Symbole

Tsering Nyandak ­ ein zeitgenössischer Künstler aus Tibet

Leben und Tod, Feuerrot und Nachtblau, aufrecht und in der Waage ­ wiegend, erdige satte Töne: Die Bilder faszinieren. Fleischige Frauenkörper, die sich gebärfreudig dem Betrachter öffnen. Körper über- und ineinander gelegt. Ein Kreis der ewigen Wiederkehr. Mondweiße Frauen im Glanze der Seen. Ein friedliches Mädchen am Spinnrad. Das Volk in der dunklen Gasse unter einem Himmel, der bunte Märchengestalten formt, Chagalls Welt.

Symbolistisch, expressionistisch ­ der Elemente sind viele in Nyandaks Werken. Sie sind weder auf eine mystisch-religiöse Sphäre zu reduzieren, noch spiegelt sich in ihnen der reine Wille zum Ausdruck.

Zu allererst packt einen die Farbintensität. In Bild Nr.15 sind dies feurige Orangetöne, die an den Rändern schwefelgelb anlaufen, l´arrière plan für die graubraunen Konturen menschlicher Körper. Vier Körper bilden den Umriß eines Rechtecks. Sie befinden sich jedoch auf verschiedenen Ebenen. Zuvorderst, parallel zum unteren Bildrand, liegt etwas wolliges, felsiges, dessen menschliche Gestalt nur schwer erkennbar ist. Weiter hinten im Raum, in der rechten Hälfte des Bildes sitzt ein Kind, das, wie aus dem Ei geschlüpft, noch keinerlei Formung besitzt. Das vermeintliche Ei, direkt hinter dem Kindeskörper, stellt den Planeten Erde dar. Er ist frei im Raum gleich jenem Skelett, das im oberen Feld über Erde und Kind schwebt. Von diesem aufgebahrten, toten Körper hängt wie zufällig und doch bedrohlich lebendig ein Arm herab und nimmt Verbindung zu einem vierten Körper auf, der sich jedoch am Raum bemessen auf einer dritten Ebene befindet. Dieser Körper existiert in der Vertikalen, ohne daß sein Geschlecht auszumachen ist.

Nicht alle Mysterien in diesem Bild sind zu deuten. Sicherlich geht es hier um Leben und zugleich um Tod. Das nackte, unfertige Kind kontrahiert, in gleicher Sphäre, zu einem weiblichen Skelett. Der Planet ruft den Gedanken an ewige Wiederkehr hervor. Im dritten plan dann ein geschlechtsloser Körper, der männlich-weibliche Gegensätze ad absurdum führt, oder vereinigt. Im Mittelpunkt des Bildes aber befindet sich ein kleines schwarzes Dreieck, das unmerklich die unterschiedlichen Elemente sammelt und dem Dargestellten harmonia verleiht, allerdings leicht irritiert durch einen winzigen, gelben Stoffpunkt, der über dem geometrischen Körper liegt. Das felsige, wollige Etwas im Vordergrund jedoch bleibt mir, dem Betrachter, verschlossen, es ruht in sich wie ein Stück unvergängliche Materie. Eine letzte Ebene scheint erst bei genauem Hinsehen auf: In glühenden Farben sind die Umrisse von drei mächtigen Buddhastatuen zu erkennen. Sie bilden die Szenerie vor dem erläuterten Geschehen.

„Ich will die Symbole nicht als Maler interpretieren", sagt Nyandak, „sondern ihnen einfach Raum in meinen Bildern geben, damit sie die Kraft Tibets bzw. die Präsenz Tibets entfalten können."

Tsering Nyandak stammt aus Tibet. Er ist bis auf einige Jahre in Indien dort heimisch geblieben. Im Rahmen der Reihe „Kontrapunkte" ­ einem Forum für Künstler aus Asien, Afrika, Lateinamerika ­ sind seine Werke zur Zeit in der Galerie sphn zu sehen.

Mareike Layer

Tsering Nyandak in der Galerie sphn, Koppenplatz 6, Mitte, Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 12-17 Uhr.

 







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